Die nachfolgenden
Texte sind der Jubiläumsfestschrift der Freiwilligen Feuerwehr Steinbach,
aus dem Jahre 2001 anlässlich des 125jährigen Gründungsfestes, entnommen. |
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geschichtliche
Entwicklung seit dem 125 jährigen Gründungsfest |
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Die Entwicklung der Feuerwehr Steinbach
Die erste Spritze der
Steinbacher Wehr zur Brandbekämpfung war eine so genannte Schüsselpumpe. Dabei
musste zuerst eine Schüssel mit Hilfe von Eimern mit Wasser gefüllt werden.
Diese wurde anschließend verschlossen und dann konnte erst mit dem Pumpen
begonnen werden. Später bekam die Wehr eine fahrbare Handdruckspritze, die von 8
Mann wechselseitig bedient werden musste, um den notwendigen Druck auf die
Schläuche zu erzeugen. Daneben stand noch eine tragbare Steigleiter, die fast
bis in den zweiten Stock eines Hauses reichte, mit ausziehbaren Stützholmen zur
Verfügung.
Im Jahr 1946 erhielt
dann die Wehr ihre erste Motorspritze, eine TS 8/8, die auf einem einachsigen
Handwagen zum Einsatzpunkt gezogen werden musste.
Diese Geräte und alle
übrigen Ausrüstungsgegenstände waren in dem vor 1900 erbauten hölzernen
Feuerwehrhaus untergebracht. Im Lauf der Zeit war dieses hölzerne Gerätehaus
jedoch erheblich baufällig geworden, so dass sich die Gemeinde im Jahr 1952
entschloss, ein neues Feuerwehrhaus zu errichten, das zusätzlich noch mit einem
Schlauchtrockenturm ausgestattet wurde. Dieses Gebäude war nun wesentlich
geräumiger und moderner als das Alte. Es hatte einen gesonderten Raum für die
Unterbringung der Motorspritze und darüber hinaus genug Platz für die anderen
Geräte der Wehr.
Unmittelbar
angrenzend ist im Jahr 1957/58 aus dem ehemaligen Dorfteich ein gemauerter bzw.
betonierter Feuerlöschteich entstanden.
Von 1960 — 1966 wurde
die Wehr von der Gemeinde u. a. mit neuen Uniformen, Schutzanzügen und einer
modernen TS 8 Motorspritze ausgerüstet. Als Transportmittel dienten die
Traktoren, die von den Bauern laut Einsatzplan gestellt wurden.
Der neue
Feuerlöschteich war von Anfang an ein Sorgenkind der Gemeinde. Trotz aller Mühe,
die aufgewendet wurde, war es nicht möglich, den Teich dicht zu halten. Dadurch
nahm auch das 1952 erbaute Gerätehaus Schaden. Es wurde dann 1970 abgerissen und
durch ein Mehrzweckgebäude ersetzt. In dieses Bauvorhaben wurde auch der
Feuerlöschteich mit einbezogen. So wurde der alte Teich zu einem
Löschwasserbehälter ausgebaut und abgedichtet. Von dem neuen Gebäude wurde ein
Drittel von der Feuerwehr als Geräteraum genutzt. Im daneben liegenden zweiten
Drittel war der gemeindeeigene Unimog untergestellt. Dieses Fahrzeug stand der
Feuerwehr als Zugmaschine zur Verfügung. Der restliche Raum dient als
Unterstellhalle für die Autobushaltestelle.
Im Frühjahr des
Jahres 1976 wurde auf dem Gebäude eine neue Einheitssirene installiert, da die
alte von der Lautstärke und der Zuverlässigkeit her gesehen, den Anforderungen
einfach nicht mehr genügte.
In den Jahren 1980 /
1981 wurde in Eigenleistung eine Toilettenanlage im Gebäude errichtet und
seitdem für Festveranstaltungen genutzt.
1990 wurde dem
Gebäude ein Dach aufgesetzt. Seit dieser Zeit wird es, bis auf einen
Garagenstellplatz für das gemeindeeigene Fahrzeuges des Wasserwartes, von der
Feuerwehr genutzt. Das Gebäude wurde im Jahre 1990 im Zuge der
Ortskernsarnierung hervorragend in das Ortsbild integriert und erhielt einen neu
gestalteten Vorplatz mit einem Brunnen, den die Feuerwehr in Zusammenarbeit mit
dem Frankenwaldverein Steinbach errichtete.
Im Jahre 1979 erhielt
die Feuerwehr Steinbach den nicht mehr benötigten Sitzungssaal der
Gemeindeverwaltung Steinbach, das ehemalige Klassenzimmer der Steinbacher
Dorfschule, als Vereins- und Schulungsraum überlassen. Dieser wurde von den
Kameraden in vielen Arbeitsstunden für die Feuerwehr als Unterrichtsraum
hergerichtet.
Im Jahre 1998 nach
fast 20 Jahren wurde der Unterrichtsraum einer gründlichen Renovierung
unterzogen. Die überaltete Heizung wurde komplett erneuert, der Raum erhielt
neue Fenster und einen neuen Fußboden. Der Feuerwehrverein kaufte komplett neue
Möbel und so entstand ein wahres Schmuckstück, das nach und nach mit
restaurierten alten Feuerwehrgeräten ausgestattet wird.
Der wohl wichtigste
Tag der Freiwilligen Feuerwehr Steinbach, seit Ihrer Gründung, war der 13. Mai
1980, als ein langjähriger Traum der Feuerwehrmänner in Erfüllung ging. Die Wehr
erhielt ihr erstes eigenes Fahrzeug - ein Tragkraftspritzenfahrzeug VW LT 34.
Von nun an war man nicht mehr auf den Gemeinde - Unimog und der Traktoren der
ortsansässigen Landwirte angewiesen. Was aber das Wichtigste daran ist, die
Mannschaft kann sofort mit im Fahrzeug zum Einsatzort fahren.
Im vergangenen Jahr
wurde das Fahrzeug bereits einer größeren Rostkur unterzogen und erhielt eine
neue Lackierung. Es waren wieder Feuerwehrmänner die in Ihrer Freizeit das
Fahrzeug einsatzbereit erhalten um anderen zu helfen - getreu Ihrem Wahlspruch:
"Gott
zu Ehr, dem nächsten zur Wehr"
Ältestes erhaltenes
Schriftstück aus der Tageszeitung
Ausgabe: Montag 7.Juni 1880
Steinbach. Wir waren äußerst
überrascht, bei Beerdigung des ermordeten Gastwirtssohnes Horn von Steinbach
b/G. Die hiesige freiwillige Feuer- wehr vertreten zu sehen, da wir ja annehmen
mussten, dieselbe fei eingegangen, indem pro 1880 bis jetzt weder die
statutenmäßige Neuwahl vorgenommen, noch eine Übung veranstaltet wurde. Gewährt
der Distrikt und Kreis die reichliche Unterstützung etwa nur dazu, daß eine auf
dem Papier stehende Feuer- wehr bei besonderen Veranlassungen mit beschweiftem
Messinghelme und Glacehandschuhen erscheine? Wir glauben, daß gerade in
Steinbach b/G. Eine wohl geschulte und mit gehöriger Manneszucht aus- gerüstete
Feuerwehr am rechten Platze wäre. Die kgl. Distriktspolizeibehörde dürfte
Veranlassung nehmen, solche papierenen Feuerwehren in Pflichtfeuerwehren
umzuwandeln, damit die gewährten Unterstützungen doch auch einen
zweckentsprechenden Nutzen haben.
Aus einem Bericht vom 21.Juni 1882 des
Bezirksamtes Kronach,
anläßlich einer
Gemeindeinspektion, ist folgendes über die Freiwillige Feuerwehr Steinbach zu
erfahren:
Vorhanden sind:
-
1 Feuerlöschmaschine in einem besonderen Häuschen
im guten Stande und
-
3 Leitern,
-
6 Hacken und
-
14 Eimer gleichfalls in gutem Stande und
ordentlich verwahrt.
Freiwillige Feuerwehr 48 Mann
Pflichtfeuerwehr 3 Mann
Geschichtlicher Rückblick der
FFW Steinbach
Man schrieb den 18. Mai 1876.
16 Männer fanden sich in Steinbach zusammen, um die Freiwillige Feuerwehr ins
Leben zu rufen. Diese Gründungsmitglieder waren:
-
Peter Höllrich, Spezereihändler (l. Vorstand)
-
Karl Franz, Ökonom (Kommandant)
-
Heinrich Oelschlegel, Schieferbrucharbeiter
(Adjutant)
-
Heinrich Hänel, Spezereihändler (Schriftführer
-
Georg Hüttner, Schuhmachermeister (Kassier)
-
Nikol Franz, Ökonom (Zeugwart)
-
Johann Bayer, David Drechsel, Josef Färber,
-
Heinrich Lang, Johann Oelschlegel, Hermann Ott,
Veit Rockelmann, Georg Sell, Heinrich Sell, Johann Wirth.
Es war die Zeit, als die Wirren
der deutschen Revolution im Jahre 1849 zu Ende gingen. Im Volk kam immer mehr
das Bewusstsein auf, Dinge, die es unmittelbar anging, selbst zu regeln, als
sich dies von der Obrigkeit befehlen zu lassen. So war es gewiss kein Zufall,
dass sich gerade in diesem Zeitabschnitt des vorigen Jahrhunderts zum ersten Mal
Organisationen von Feuerwehren auf freiwilliger Basis bildeten. Der Anfang wurde
1849 in Augsburg mit der ersten Freiwilligen Feuerwehr in Bayern gemacht. Die
erste bayerische Dorffeuerwehr wurde 1862 in Zirndorf ins Leben gerufen. Auch in
unserer Gegend fanden diese Beispiele immer mehr Nachahmer. So wurde die
Freiwillige Feuerwehr Schwarzenbach am Wald im Jahr 1869 als erste Wehr des
alten Landkreises Naila gegründet. Von den im näheren Umkreis gelegenen
Ortschaften folgten noch bis zum Gründungstag der Steinbacher Wehr, in
unregelmäßigen Abständen, Issigau, Naila, Marxgrün, Bobengrün, Carlsgrün, Bad
Stehen, Geroldsgrün und Lichtenberg.
Ihren ersten Einsatz hatte die
Steinbacher Wehr im Jahre 1889 beim Brand des Wohnhauses Nr. 3 zu bestehen.
Schon ein Jahr später, im Jahr 1890 brach über Steinbach die größte und
verheerendste Brandkatastrophe seiner Geschichte herein, der fast die gesamte
Ortschaft zum Opfer fiel. Trotz größten Einsatzes der gesamten Bevölkerung stand
man, mit den damals vorhandenen, bescheidenen technischen Mitteln, der tobenden
Feuerbrunst fast machtlos gegenüber.
Des weiteren waren die
Steinbacher Wehrmänner noch in folgenden Ortschaften bei größeren Bränden im
Einsatz:
In Steinbach:
-
Albin Lang, Wohnhausbrand, Nr. 11
-
Fritz Völkel, Scheunenbrand, zu Haus-Nr. 13
-
Max Weiß, Wohnhausbrand, Nr. 25.
-
Hubert Ring, Wohnhausbrand, Nr. 53
-
Max Braun, Flächenbrand
-
Horst Jäckel, Wohnhausbrand, Nr. 70
In Untersteinbach:
-
Heinrich Klötzer, Wohnhaus- und Sägewerkbrand
In Großenreuth:
-
Wohnhaus- und Scheunenbrand im Jahr 1899
In Geroldsgrün:
-
Ernst Ott, Wohnhausbrand
-
Rudolf Gemeinhardt, Scheunenbrand
-
Reifen Schuster ,Wohnhausbrand
-
A. W. Faber-Castell, Brand des Fabrikgebäudes
Dazu sei noch vermerkt, dass
bei dem Wohnhausbrand, Nr. 53, am 31.1.1954 in
Steinbach eine Kälte von ca. 30 Grad minus herrschte. 15 Wehrmänner und 4
Zivilpersonen, die mithalfen, das Feuer unter Kontrolle zu bringen, und Hab und
Gut zu retten, erlitten Erfrierungen bis zweiten Grades und andere Verletzungen.
Auch beim Großbrand am 7. 2. 1956 bei der Firma Faber-Castell in Geroldsgrün
konnten sich die Steinbacher Wehrmänner auszeichnen und viel Anerkennung
erfahren. So war Steinbach die erste auswärtige Wehr, die am Brandplatz
eintrafen und den Kampf gegen die Flammen aufnehmen konnte.
Die letzten 25 Jahre
Das große 100 jährige
Feuerwehrfest verbunden mit dem Kreisfeuerwehrtag veränderte das Vereinsleben
der Feuerwehr Steinbach erheblich. Von nun an wurden jährlich Sommerfeste unter
freiem Himmel auf dem Löschteich abgehalten. 1980 wurde zum ersten mal ein
Festzelt aufgestellt und seit 1983 finden diese Feste immer mit
Unterhaltungsmusik statt. Das Festzelt wurde 1989 zusammen mit dem
Frankenwaldverein Steinbach gekauft.
1985 wurde der Feuerwehrverein
Steinbach neu gegründet. Ein Jahr später trat man als Gründungsmitglied dem
Verein „Nordostoberfränkisches Feuerwehrmuseum e.V." und im Jahre 1996 dem
Kreisfeuerwehrverband bei.
Die gemeinsamen Aktivitäten
wurden in den letzten Jahren durch Wanderungen und Ausflüge gesteigert. Die FFW
Steinbach führte in den letzten 25 Jahren fast jährlich Ein- und
Mehrtagesfahrten durch. Eine jetzt schon fast 20 Jahre lang durchgeführte
beliebte Veranstaltung ist das jährliche Preismucken, welches im bereits
erwähnten Vereinszimmer abgehalten wird.
Am 30.06.1995 wurde die
Jugendfeuerwehr Steinbach gegründet. Stellvertretender Kommandant Matthias
Herpich übernahm die Aufgabe als Jugendwart. Seit diesem Zeitpunkt wird die
"Jugendarbeit" in Steinbach
mit großem Aufwand betrieben und die Feuerwehr
Steinbach war seitdem bei allen Veranstaltungen auf Kreisebene präsent.
Gründungsmitglieder der Jugendfeuerwehr waren: Engelhardt Florian, Färber
Thomas, Hagen Michael, Lang Michael und Schiewer Stefan.
Als letzte außergewöhnliche
kulturelle Veranstaltung des Vereines ist noch das 1.Schlachtfest im Januar 1998
zu erwähnen.
Die Verantwortlichen der
Feuerwehr Steinbach werden auch in Zukunft alles dafür tun, die Kameradschaft
der Feuerwehr Steinbach zu fördern und zu festigen.
Die Brandkatastrophe in
Steinbach 1890
(Bericht des "Hofer Anzeiger"
von 1890, aus dem Stadtarchiv Hof)
11.6.1890:
Das Dorf Steinbach b.G. ist
heute Nacht allen Vermutungen nach durch ruchlose Hand von einer Feuersbrunst
heimgesucht worden, welche 45 Häuser mit den meist in nächster Nähe befindlichen
Scheunen und Nebengebäuden in Asche legten. Von 11 am Brandplatz erschienenen
Feuerwehren hätte trotz ihrer großen Tätigkeit dem Feuer kein Einhalt getan
werden können, wenn nicht durch Niederreißen einer Scheune und eintretenden
Regen dem weiteren Umsichgreifen des rasenden Elements ein Ziel gesetzt worden
wäre. So konnte noch ein kleiner Teil des Ortes erhalten werden, welcher jedoch
kaum dem vierten Teil der schwer heimgesuchten Einwohner Obdach gibt, so dass
diese größtenteils Schutz in den benachbarten Orten suchen müssen. Mancher von
den in den Lehestener Schieferbrüche beschäftigten Arbeitern, deren es in
Steinbach viele gibt, wird bei seiner Heimkunft anstelle seiner Wohnstätte
lediglich einen Aschenhaufen finden, da Weib und Kind Mühe hatten, das nackte
Leben zu retten. Glücklicherweise ist kein Menschenleben zu beklagen, wohl aber
tiefes Elend, welches nur durch Hilfe von Wohltätern zu lindem ist.
14.06.1890:
Mit dem heutigen Frühzug ist
der königliche Regierungsassessor Freiherr von Wadenfels aus Bayreuth in Naila
eingetroffen, um sich aus Anlass des stattgehabten großen Brandes als
Regierungsvertreter nach Steinbach zu begeben.
16.06.1890:
Durch den Brand in Steinbach
sind 400 Personen obdachlos geworden und in größte Not geraten. Nichts konnte
gerettet werden, und nichts war versichert, weil der feuergefährlichen Bauart
der Häuser wegen die Versicherungsanträge der Steinbacher von den
Versicherungsanstalten abgewiesen worden sind. Unter solchen Umstanden muss die
öffentliche Wohltätigkeit helfend eingreifen, und wir empfehlen darum den
Aufruf, den das Hilfskomitee für Steinbach in der heutigen Nummer des Blattes
erlässt, der allgemeinen Berücksichtigung. Die Expedition des Hofer Anzeigers
ist bereit. Geldgaben in Empfang zu nehmen und sie an das Komitee zu
übermitteln.
Sammlung für die Abgebrannten
in Steinbach
In der Nacht vom 10. zum 11.
Juni brach in Steinbach ein Brand aus, durch welchen 46 Wohnhäuser, 19 Scheunen
und fast die gleiche Anzahl anderer Nebengebäude mit fast allen darin
befindlichen Mobilien und Vorräten zerstört worden sind. 69 Familien, vorwiegend
dem Arbeiterstande angehörig, sind dadurch des Obdachs und fast ihrer ganzen
Haben beraubt worden. Der Schaden, soweit er nicht durch die
Brandversicherungsentschädigungen gedeckt ist, beträgt ca. 100.000 Mark.
Nachdem durch Entschließung des
kgl. Staatsministeriums eine Sammlung milder Gaben für die durch den Brand
geschädigten Einwohner Steinbachs in den Regierungsbezirken Ober-, Mittel-,
Unterfranken und Aschaffenburg genehmigt worden ist, so wird für dieselben in
den nächsten Tagen eine Kollekte von Haus zu Haus durch die Herren
Distriktsvorsteher vorgenommen und die hiesige Einwohnerschaft gebeten, zur
Linderung der Not nach besten Kräften beizutragen. Der Stadtmagistrat Hof.
21.06.1890:
Wieder können wir mit Freude
einen Akt der Großmut unseres erhabenen Prinzregenten verzeichnen. Höchst
derselbe hat den durch Brand schwer geschädigten Einwohner der Gemeinde
Steinbach eine Unterstützung von 3200 Mark zugesandt.
26.06.1890:
Wie Pfarrer Zirkler von
Geroldsgrün dem Bayreuther Tageblatt schreibt, ist die Not in der von der
Feuersbrunst arg mitgenommenen Gemeinde Steinbach groß. Die Abbrändler sind zum
größten Teile auf die nahe liegenden Ortschaften verteilt; nur diejenigen,
welche etwas Grundbesitz und Viehstand haben, sind in den stehen gebliebenen,
engen Hütten untergebracht, in einer oft 20 bis 30 Personen. Bei dieser engen
Belegung fürchtet man den Ausbruch einer Epidemie. Bei dieser Sachlage wäre es
höchst dringend zu wünschen, dass die Gaben so reichlich fließen möchten, dass
wenigstens einige der Häuschen in diesem Sommer noch aufgebaut werden könnten,
um Raum zu schaffen.
17.07.1890:
Gemäß höchster Entschließung
des Kgl. Hauses des Äußeren vom 5. des Monats dürfen Leibesgaben für die
Abgebrannten von Steinbach auf die Dauer von 3 Monaten frachtfrei auf den Kgl.
Bayerischen Staatseisenbahnen befördert werden, wenn die betreffenden Sendungen
unter der Bezeichnung "Unterstützungssache" an das Hilfskomitee in Steinbach
adressiert sind.
23.07.1890:
Vom Vorstand des Hilfskomitees
Steinbach, unterfertigt "Eckardt", wird uns der Empfang von 126,20 Mark als
Summe der bei der Expedition des Hofer Anzeigers eingegangenen Liebesgaben
bestätigt und den edlen Gebern ein inniges "Gott vergelt's!" gesagt.
13.09.1890:
In Geroldsgrün veranstaltet am
kommenden Sonntag der dortige Gesangverein ein Konzert zugunsten des durch
Brandunglück geschädigten Nachbarverein Steinbach.
Die Brandnacht im Jahre 1890
Augenzeugenbericht des Nikol
Ott über die Brandnacht vom 10. auf 11. Juni 1890, in der 45 Wohnhäuser und 19
Scheunen ein Raub der Flammen wurden. Das Dorf zählte damals 537 Einwohner und
hatte 75 Hausnummern.
„Der Brand brach in dem Anwesen
Goller, Haus-Nr. 5, aus. Der 10. Juni war ein sehr heißer Tag. Die Bauern,
Handwerker und Arbeiter waren froh am Feierabend und glaubten, die Nacht ruhig
schlafen zu können. Da schreckte gegen Mitternacht einer nach dem anderen hoch
durch den Ruf:
Feuer — Feuer, beim Goller
brennt´s, die Scheune ist's. Nachtwächter an diesem Tage war der „Otten
Hermann", Landwirt und Metzger Haus-Nr. 38. Er hatte zum Glück das Feuer gleich
bemerkt und seinen weiteren Wächter, den „Gobels Heinrich", der ihn sowieso
ablösen sollte, geweckt. Der schlief beim Polizeidiener, dem „Ennerle Gerch",
auf der Ofenbank. Beide liefen, so schnell sie konnten, zum
Feuerwehrkommandanten „Salla Schnapp". Danach alarmierten sie alle anderen
Wehrmänner.
Inzwischen waren schon viele
Leute wach und räumten die umliegenden Häuser, denn es brannte bereits
lichterloh. Durch die schon lange anhaltende Trockenheit breitete sich das Feuer
rasend schnell aus und das Wasser wurde zusehends knapper. Auch die Hitze der
aus den Häusern und Scheunen hell auflodernden Flammen wurde immer
unerträglicher. Schon trafen Wehren aus anderen Ortschaften ein, da breitete
sich der Schreckensruf aus: „Im Oberdorf brennt´s auch". Und tatsächlich, wieder
schossen aus einem Haus, es war die Haus-Nr. 20, Flammen hoch und schleuderten
brennende Holz- und Schindelteile auf die Nachbarhäuser und -dächer. In den
dürren Holzschindeln fanden die Flammen reichhaltige Nahrung.
Stunden waren vergangen, da
rissen die Geroldsgrüner Wehrmänner unter Befehl ihres Kommandanten Ulrich
Krodel gefährdete Scheunen nieder. Das war die Rettung, denn jetzt konnte das
Feuer nicht mehr so schnell auf die nächsten Gebäude übergreifen.
Und da — um 5 Uhr früh — fing
es an zu regnen, als das Löschwasser zur Neige ging.
Inzwischen war es Tag geworden.
Man begann, Bettzeug, Tische, Stühle, Schränke und sonst alles was man noch
retten konnte, in die verschont gebliebenen Häuser zu bringen. Dies war nicht
einfach, denn die Häuser waren oft für die eigenen Bewohner fast zu klein. Doch
es musste geholfen werden. Einige beluden ihre Wagen mit der letzten geretteten
Habe und fuhren zu Verwandten nach Untersteinbach, Geroldsgrün und
Hirschberglein, um sie dort vorläufig unterzustellen. Die meisten hatten ihren
Besitz nicht versichert und somit alles verloren.
Eine Sammlung, die sich auf das
gesamte Königreich Bayern erstreckte, linderte die erste Not."
Wachdienst in der Gemeinde
Steinbach
Nach der verheerenden
Brandkatastrophe wurde ein regelmäßiger Nachtwachendienst eingerichtet. Die
Wache dauerte von 8 Uhr abends bis 2 Uhr morgens. Dieser Wachdienst diente vor
allem dem Feuerschutz und es waren alle Männer dazu verpflichtet. Jede Nacht war
ein anderes Haus mit dem Wachdienst dran. Wer seinen Dienst nicht antreten
konnte, musste einen Stellvertreter stellen. In Sonderfällen konnte sich ein
Wächter vom Wachdienst freikaufen.
Verantwortlich für Wache und
Wachdienst war der Gemeindediener. Mit Spieß und Horn ausgerüstet, musste der
Wächter alle Stunde sein Horn blasen und einen Spruch singen, damit festgestellt
werden konnte, dass der Wächter auch nicht schlief.
Ab 1912 wurde der nächtliche
Wachdienst eingestellt. Bis zur Revolution trug der Gemeindediener eine
prächtige Uniform und einen Schleppsäbel. Er hatte eine Handglocke und musste an
mehreren Stellen im Dorf die Bekanntmachungen der Gemeinde öffentlich verlesen.
1933 fielen Uniform und Säbel
den politischen Verhältnissen zum Opfer und nach 1945 gab es auch den
Gemeindediener dieser Art nicht mehr.
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